Sunday 9 January 2011

Die Chaimas, Identität und Geschichte

Die ersten Nationen

Die Deutsche Welle hat einen interessanten Link zu den Chaimas. Sie beziehen sich wieder auf Luis Caripe, den Ihr im vorigen Video sehen konntet. Die Journalisten schreiben etwas, was viele unabhängigen Quellen mir bestätigen: "Der Lebensstandard der Caripes hat sich in der zehnjährigen Amtszeit Chávez kaum gebessert. "

In der Tat hat sich sehr wenig geändert, was die Lage der Ur-Amerikaner betrifft. Die Gesetze für die Rechte der Uramerikaner- der Absatz der Verfassung über die Sprachen der ersten Nationen, die Absätze über die Abgeordneten der ersten Nationen, die Gesetzgebung zur Förderung indianischer Sprachen sowie das Gesetz zur Preisgarantie für indianische Produkte- sind mMn der grösste Beitrag dieser Regierung. Und trotzdem ist diese Gesetzgebung sehr wenig wert, wenn sie nur auf dem Papier steht.

Was gibt es jetzt?

Es gibt in einigen Orten mehr Unterricht in indianischen Sprachen, was aber nicht so neu ist. Schon 1997 konnte ich mehrere indianische Dörfer besuchen, wo die Kinder Unterricht in ihren Sprachen hatten. Schon als Kind habe ich selbst in meiner Schule von der Warao-Sprache und von den Kulturen vieler Indianer erfahren. Humboldt hat wohl Liste von Chaima-Wörtern produziert. Es waren aber spanische Priester vor und nach ihm, die fast alle Wörterbücher und Lehrbücher der indianischen Sprachen produziert haben. Nun singen die Uramerikaner die Nationalhymne in ihren jeweiligen Sprachen. Das ist zwar nett, nicht aber viel, wenn man diese Sprachen richtig fördern will. Es gibt Sonnenpanelle in mehreren Warao-Siedlungen des Orinoko-Deltas, was praktisch sein kann, aber auch dazu führt, dass viele Indianer nun vor dem Fernseher dahinvegetieren. Da es kaum kulturelle Programme gibt, um ihre Sprachen als Kommunikationsmittel für alle Zwecke zu fördern, benutzen sie immer mehr Spanisch.








Warao-Kinder









Es wurden einige Schulen gebaut. Mit so viel Geld hätte man aber viel mehr bauen können - und Bibliotheken dazu. Einige Indianer haben nun Universitätsabschlüsse der bolivarischen Universitäten, die Qualität der Studien ist aber miserabel. Wir haben immer noch Warao- und Wayuu-Bettler, die eigentlich einen richtigen Job haben sollten. Das alles ist ziemlich wenig für 12 Jahre Regierung und den grössten Erdölboom der Geschichte Venezuelas.

Identität

Der jetzige Präsident redet immer wieder über "uns Indianer, deren Vorfahren von den Spaniern gefoltert, ermordet wurden". Er stellt seine Anhänger als ewige Opfer und die anderen -das sind wir- als "Täter, Nachkommen der bösen Spanier". Eigentlich sind die allermeisten Venezolaner - auch Chávez - nicht Indianer, sondern Nachkommen von Spaniern, Uramerikanern und Schwarzen. Wir sind die Kinder einer sehr komplexen Mischung. Wir sind nicht Opfer und auch nicht Täter unserer Vorfahren. Wir sind die Gegenwart und wir müssen für die Zukunft arbeiten. Was haben die neuen Chávez-Abgeordneten getan, als sie ihr Amt antraten? Sie sagten, sie seien "die Kinder vom Indianerführer Guaicaipuro und Bolívar".

Als ich klein war, hatte ich das so gelernt: wir sind eine Mischung von all den Kulturen. Leider stellte ich später fest, dass viele Venezolaner das nicht genau empfanden. Leider musste ich feststellen, dass viele Venezolaner viel weniger über Geschichte wussten, als was sie hätten wissen müssen. Man lernt einfach zu viel auswendig und zu viel, was nicht nötig ist. Fast jeder Venezolaner weiss, an welchen Tag der Caudillo Bolívar geboren ist und an welchem Tag die Carabobo-Schlacht stattfand. Sie wissen aber oft nicht, was uns mit der Aussenwelt verbindet, woher unserer Hauptsprache stammte, was unsere europäischen Vorfahren im Mittelalter getan haben, was für ein Leben unsere indianische Vorfahren wirklich hatten und wieso ihre Technologie weniger entwickelt war. Und so haben Venezolaner immer noch Probleme damit, ihre Identität zu definieren. Und so sagt Chávez, dass Indianer sozialistisch waren und die Menschheit vor erst 20 bis 25 Jahrhunderten entstand und manche Chávez-Anhänger denken, "Tauschhandel" sei eine Erfindung der Indianer und Geld eine Erfindung der Kapitalisten.

Zurück zur Geschichte der Chaimas. Im Artikel der Deutschen Welle steht, dass die Spanier die Kultur der Indianer zum Teil zerstört haben. Das ist auf jeden Fall richtig. Wie Luis Caripe aber sagt, sprach man immer noch Chaima in Venezuela als Humboldt zu Besuch war. Das war zwischen 1799 und 1800. Venezuela hat seine Unabhängigkeit nur einige Jahren danach bekommen.

Die ersten Nationen meiner Region hatten ihre Sprache schon im siebzehnten Jahrhundert verlernt. Die Waikeri-Indianer haben ihre Sprache nur einige Jahre später vergessen. Wer war dafür verantwortlich? Vor allem die Spanier von damals. Wohlgemerkt: von damals. Und die Spanier von damals waren auch unsere Vorfahren. Und die Chaimas und die Guayones und viele anderen haben ihre Sprachen erst nach der Unabhägigkeit verloren. Wer war dafür verantwortlich? Zum Teil unsere Vorfahren, die damals Venezolaner hiessen. Wohlgemerkt: von damals.

Es ist schon an der Zeit, dass wir weniger über "Opfer" und "Täter" sprechen und uns mehr damit beschäftigen, unsere vollständige Identität zu verstehen und unsere Kultur und unser Land richtig zu fördern, nicht nur mit Wort, sondern mit Tat.







Diese sind meine Bücher für Pemon, eine Karibensprache. Ich habe vor allem in der spanischen Wikipedia einige Beiträge über die Ersten Nationen Venezuelas geschrieben















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